Früher war alles so, wie es nie war

Trotz meiner Bibliophilie habe ich eine Handvoll Bücher seit Jahren herumliegen, ohne dass ich je einen Blick (oder mehr als einen halbherzigen) in sie geworfen hätte. Das soll jetzt gar nicht einmal wertend sein, findet sich in dem Stapel doch ein Durcheinander aus Fleisch ist mein Gemüse, 1984, Brave New World, die Ars Poetica, The Time Machine, diese Sanskritgrammatik, die auf Transliteration verzichtet, Animal Farm, Pride and Prejudice and Zombies, How to Kill a Dragon, die Ilias und Odyssee (jeweils nie über den ersten Absatz hinausgekommen), und auch eine der Kolumnensammlungen von Sarah Kuttner. Fand ich damals, also vor fünf Jahren, total lustig, die Frau, aber irgendwie bin ich nie über die erste Kolumne hinausgekommen. Ich war wohl zu beschäftigt.

(Gibt es Sarah Kuttner noch? Wikipedia sagt mir, sie hat Ende 2010 mit Markus Kavka eine Reportagenreihe gemacht, aber schweigt sich ansonsten aus. Und das letzte Mal, dass ich gezielt ferngeschaut habe, liegt inzwischen auch so zwei Jahre zurück. Bin halt so richtig toll nicht-mainstreamig.)

Jetzt war es aber vor Kurzem so, dass ich gerade gar nichts zu tun hatte (eine Lüge, ich hätte sicherlich etwas zu tun gehabt, aber ich wollte nicht, und darauf kommt es ja im Endeffekt an), und dann doch einen Schritt auf das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens gewagt habe.
Erinnert ihr euch noch? Damals, als George W. Bush noch Präsident war? Als wir gerade ganz frisch gebackener Papst und noch frisch gebackenere Kanzlerin waren? Als man die Ipodbesitzer noch mit einem herablassenden Lächeln betrachtete? Als wir uns gefragt haben, warum wir auch nicht mehr gegen den Irak-Krieg demonstrieren gehen, obwohl wir das doch 2003 im Rudel gemacht hatten? Als das schrille Kreischen des Pteranodon noch zu hören war?
Heute haben wir Obama, aber selbe Kanzlerin; unterstützen ganz ohne schlechtes Gewissen Apple, den reichsten Underdog der Welt; demonstrieren aber immerhin ab und zu dann doch mal, mal mehr und mal weniger durchdacht, aber hey… und es ist nur noch das schrille Kreischen Lady Gagas, das uns warnt, dass wir unsere Kinder in die Höhlen in Sicherheit bringen müssen.

Ist anders, auf jeden Fall. Ganz wertfrei gesagt.

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